Erster Azubi-Tag im Allgäu
Organisationsübergreifend und wachenübergreifend den Ernstfall proben. Das war die Idee von fünf Praxisanleitern für neun Auszubildende im 3. Lehrjahr. Mit im Boot waren die Rettungswachen Wangen, Isny und Leutkirch sowie der KAP Rettungsdienst.
„Zu viele Jäger sind der Hasen tot.“
Was aber, wenn Azubis ins Freie gelassen werden?
Bericht vom ersten Allgäuer Azubi-Tag von A. Nikendei
Organisationsübergreifend, wachenübergreifend den Ernstfall proben. Das war die Idee von fünf Praxisanleitern. Mit im Boot waren die Rettungswachen Wangen, Isny und Leutkirch sowie der KAP Rettungsdienst.
Auf zwei Tageshälften verteilt wurden 9 Azubis im 3. Lehrjahr mit je zwei Rettungswagen in realistische Einsatzszenarien geschickt. Unter echten Bedingungen mussten sie ihr Wissen und Können unter Beweis stellen. Die „Schicht“ jeder RTW-Besatzung, bestehend aus zwei Azubis, war an den Alltag angelehnt: Fahrzeugcheck, Alarmierung durch die Integrierte Leitstelle, Einsatz abarbeiten, Übergabe des Patienten in der simulierten Notaufnahme in der Garage der Wache Isny, Fahrzeugaufbereitung, Nachbesprechung.
Vier verschiedene Einsatzszenarien wurden für die zwei RTW’s eingespielt. Das heißt, jede Besatzung hatte zwei Trainingsmöglichkeiten. Ziel der Einsätze war, diese selbstständig nach den aktuellen und erlernten Handlungsempfehlungen durchzuführen und die PatientInnen bestmöglichst zu versorgen. An jedem Einsatzort war jeweils ein Mime oder eine Mimin eingesetzt. Der ganze Ablauf wurde zusätzlich von zwei Praxisanleitern an der Einsatzstelle beobachtet und dokumentiert.
Mitten im Wald, auf einem Jägerstand, einen Jäger mit ACS zu versorgen, auf einem engen Feldweg eine vom Fahrrad gestürzte Person mit Verdacht auf SHT zu behandeln, das brachte die Azubis in Stress und Zeitnot. Die Behandlungszeiten waren am Ort des jeweiligen Geschehens zum Teil doch etwas lang geraten. Wie viele Hasen verstorben sind, ist uns nicht bekannt. Aber der Jäger jedenfalls hat die „Klinik“ erreicht und überlebt. Das gleiche gilt für die gestürzte Person.
Eine ganz andere Situation fanden die Azubi-Besatzungen in der Klinik in Neutrauchburg vor. Hier begann ein Patient bei der Übergabe des klinischen Personals an den Rettungsdienst plötzlich generalisiert zu krampfen. Hier war ebenfalls schnelles, fachliches Handeln gefragt.
Eine der Erkenntnisse dieses Tages für die Auszubildenden: Fälle, die in der Schule eingespielt werden, sind doch eine ganz andere Nummer, als sorgfältig vorbereitete Einsatzszenarien in Wald und Flur oder in einer realen Klinik. Mit dazu beigetragen haben sicherlich die hervorragenden Mimen und Miminnen, sowie das kritische Auge der beobachtenden Praxisanleiter. In den jeweiligen Nachbesprechungen wurden daher sowohl die gut gelaufenen Seiten der Einsätze betont, als auch diejenigen Dinge, die verbesserungswürdig waren. Kritikpunkte waren z.B. die Dokumentationen der Einsätze, in denen Zeitangaben zu Medikamentenapplikationen nur geschätzt wurden, das Handling der Trage im Wald, der mangelnde Wärmeerhalt im Freien.
Alle haben an diesem Tag „gewonnen“: Die Azubis, die große Verantwortung in herausfordernden Settings meistern mussten, gewannen an Erfahrung, und die Praxisanleiter an Erkenntnissen, wie ihre Planungen aufgegangen sind und wo es Improvisationstalent gebraucht hat.
Eine ausführliche Nachbesprechung und Auswertung durch die beteiligten Praxisanleiter fand im Nachgang statt. Nicht bekannt ist, ob das dazu gereichte Vesper aus der Jagd des gesundeten Jägers stammte oder ob es nur Kaffee gab.
Das Organisationsteam und die Auszubildenden bedanken sich für die großartige Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung bei:
- der Fachbereichsleiterin FB2 Birgit Braunwarth vom DRK Rettungsdienst Bodensee-Oberschwaben und allen weiteren beteiligten Personen der Verwaltung
- der Integrierten Leitstelle Bodensee-Oberschwaben
- dem KAP Rettungsdienst
- der Rettungswache Isny im Allgäu mit ihrem Leiter Stefen Stehle
- den Waldburg-Zeil Kliniken - Klinik Schwabenland, Isny im Allgäu
- den Jagdverantwortlichen im Revier Osterholz
- allen beteiligten Mimen
- Liane Menz für die tollen Fotos
Ein Bericht von A. Nikendei