Dieser Handy-Dienst kann Leben retten
Seit Mitte Mai 2020 kann die Integrierte Leitstelle Bodensee-Oberschwaben ebenfalls auf die neue Technologie AML beim Notruf zurückgreifen. AML steht dabei für "Advanced Mobile Location" und ermöglicht den Leitstellen eine genaue und verlässliche Geolokalisierung von Anrufern aus dem Mobilfunknetz durchzuführen. So kann bei einem Unfall auf der Autobahn, bei Einsätzen im freien Gelände, bei einm Notfall einer ortsunkundigen Person oder bei Einsätzen auf dem Bodensee innerhalb von ca. 20 Sekunden der Standort – bis auf wenige Meter genau – abgefragt werden. Insbesondere in Situationen, in denen Hilfesuchende den Notfallort nicht genau beschreiben können oder aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage dazu sind, spart die neue Technik wertvolle Zeit.
Hier geht es zum aktuellen Pressebericht der SÜDKURIER Medienhaus GmbH.
Gerne informieren wir Sie an dieser Stelle darüber, welche Standortdaten bei einem Notruf über die Notrufnummer 112 an die Leitstelle Bodensee-Oberschwaben übermittelt und gespeichert werden.
Welche Daten werden an uns beim Notruf übermittelt?
Bei einem Notruf über die Nummer 112 werden entsprechend § 108 Abs.1 TKG immer die Rufnummer des Anschlusses und die Daten, die zur Ermittlung des Standortes erforderlich sind, von dem die Notrufverbindung ausgeht, übermittelt. Zusätzlich können, je nach verwendetem Endgerät und Betriebssystem, auch genauere Standortdaten aus dem mobilen Endgerät, ermittelt per GPS und/oder WLAN und Funkzelle, an die Leitstelle übermittelt werden. Sind diese Funktionen am Handy ausgeschalten, werden sie beim Notruf automatisch aktiviert und die Daten übermittelt. Hierbei handelt es sich nicht um eine App, sondern um einen von den Herstellern fest installierten Dienst. Der verwendete Dienst nennt sich „Advanced Mobile Location (AML)“.
Da die Sensoren des Smartphones u. U. nicht sofort die genaue Position ermitteln können, werden während des Notrufes die aktuellen Standortdaten mehrfach gesendet. So wird eine möglichst genaue Angabe zur aktuellen Position erreicht. Die ersten Daten werden gesendet sobald sie verfügbar sind, dann jeweils ca. 10, 20 und 30 Sekunden nach wählen des Notrufes. So können im besten Fall insgesamt vier Datensätze mit folgenden Informationen übertragen werden:
§ Nummer des Notrufenden
§ gewählte Notrufnummer (112)
§ Zeitpunkt der Wahl des Notrufes
§ Positionsdaten (Breiten- und Längengrad)
§ Höhe in Metern
§ Genauigkeit der Daten
§ Quelle der aktuellen Position (GPS, Wifi)
§ Richtung und Geschwindigkeit des Notrufenden (wenn in Bewegung)
Weitere Informationen zu AML-Diensten finden Sie z.B. bei den Herstellern der Betriebssysteme der Endgeräte Apple (https://support.apple.com/de-de/HT204040) und Google (https://crisisresponse.google/emergencylocationservice/how-it-works).
Kann jedes Smartphone die Standortdaten an die Notrufannahmestelle senden?
Derzeit sind Android (Google) und iOS (Apple) AML-unterstützende Betriebssysteme. Der AML-Dienst ist ab Android-Version 4 oder Apple iOS ab Version 13.3 integriert.
Werden die Daten gespeichert?
Im sogenannten zertifizierten AML-Endpunkt werden die eingehenden Daten den zuständigen Leitstellen für 60 Minuten zum Abruf zur Verfügung gestellt. Anschließend werden die Daten in der Datenbank gelöscht. Zur Evaluierung werden lediglich noch technische Daten wie Zeitstempel, Netzbetreiber und Genauigkeiten der Positionsdaten gespeichert. Ein Rückschluss auf einen Notrufenden ist dann nicht mehr möglich.
Wird die Telefonnummer im AML-Endpunkt gespeichert?
Die Rufnummern der Notrufenden werden nur als Hash in der Datenbank des AML-Endpunkts gespeichert. Vor Erzeugung des Hash wird die Rufnummer mit Zufallsfolgen verkettet. Ein Rückschluss vom gespeicherten Hash auf die Rufnummer eines Datensatzes ist zu keinem Zeitpunkt möglich.
Wer hat Zugriff auf die Daten?
Auf die im AML-Endpunkt für 60 Minuten gespeicherten Daten haben Zugriff:
§ Die Leitstelle auf die Daten des Notrufenden, dessen Notruf bei ihr eingegangen ist, zum Zweck der schnellen und präzisen Verortung der Einsatzstelle, sofern ihr die Rufnummer des Notrufenden bekannt ist.
§ Die Administratoren zur Wartung und Behebung technischer Probleme.
Durch die Speicherung der Rufnummern als Hashs haben die Administratoren keinen Einblick in personenbezogene Daten.
Wie läuft die Positionsermittlung in einem Notfall ab?
Sobald der Hilfesuchende die 112 wählt, sendet sein Mobiltelefon automatisch Positionsdaten an den nationalen AML-Endpunkt. Die Leitstelle, die den Notruf entgegennimmt, erhält die Positionsdaten für diesen Notruf.
Wie genau kann die Position durch AML bestimmt werden?
Die Genauigkeit der übermittelten Position hängt von den äußeren Umständen ab. Bei gutem GPS-Empfang sind Genauigkeiten mit einem Unsicherheitsradius im einstelligen Bereich möglich.
Kann die Positionsübermittlung beim Notruf deaktiviert werden?
Die Positionsübermittlung beim Notruf ist standardmäßig im Smartphone aktiviert. Solange keine Notrufnummer aktiv gewählt wird, ist keine Ortung des Smartphones durch die Leitstelle möglich. Erst wenn die Notrufnummer gewählt wird, werden die Positionsdaten ermittelt und an die Leitstelle gesendet. Eine Deaktivierung ist über die Einstellungen bei einigen Android-Versionen möglich. Wir empfehlen aber nicht die Positionsübermittlung beim Notruf zu deaktivieren. Notfälle und Notfallorte sind nicht vorhersehbar und jede Person kann in eine Notlage geraten, in der schnelle Hilfe notwendig ist. Notfälle stellen Ausnahmesituationen dar und nicht immer weiß der Notrufende in der Stresssituation wo er sich genau befindet. Der AML-Dienst dient einzig und allein Ihrer eigenen Sicherheit.